Wenn Du wie ich schon ein paar Jahre auf der Welt bist, hast Du schon Einiges erlebt und vielleicht auch nicht gelernt, Deine Werte und Stärken zu erkennen bzw. sie nutzbringend einzubringen.
(Die Standard-Phrasen im Lebenslauf lasse ich nicht gelten 😃.)
Das Gute am Älter-Werden ist ja aber, dass man sich selbst immer besser kennt und gewisse Dinge schon reflektiert hat.
So habe ich erkannt, wie alles zusammenspielt, um ein kohärentes, zufriedenes Leben zu erschaffen.
Es ist wie bei einem Baum. Die Werte sind die Wurzeln. Der Stamm besteht aus den Stärken. Und in den Ästen, da wachsen Deine Bedürfnisse, Wünsche und Ziele.
Nun beobachte ich aber auch, wie viele von uns im Dauerlauf durch den Alltag hetzen, mental load lässt grüssen, Selbstfürsorge ist das wöchentliche Joggen, mehr ist neben Job und Familie nicht drin.
Für den Kopf und für die Seele ist da keine Zeit.
Wie schade.
Denn dieses Innehalten ist kein Luxus sondern die Grundlage Deiner Happiness. Und die Antwort auf die Frage, die manchmal in Deinem Hinterkopf hochpoppt: „Ich habe doch eigentlich alles, aber es fühlt sich nicht 100%ig happy an. Wonach suche ich eigentlich?“
Doch dann klingelt der Wecker, täglich grüsst das Murmeltier, und der Gedanke wird weggeschoben.
Und das ist auch per se gar nicht übel, weil ich auch viele Menschen kenne, die ihre Zeit damit verbringen, ihr Leben verstehen zu wollen, als es wirklich zu leben!
Und wenn Du mich schon ein bisschen kennst, dann weisst Du, dass ich will, dass Du wirklich lebst. So richtig aus dem Vollen! Magst Du es ausprobieren?
Dann gebe ich Dir heute eine Methode an die Hand, wie Du easy peasy einen Kompass für diese Suche bastelst. Alles, was Du brauchst, ist etwas Zeit, Ruhe, Zettel und Papier.
Bei Deinem Kompass gibt es eine Arbeitssicht und eine Lebenssicht.
- Was bedeutet Arbeit für Dich? Wozu ist Arbeit da? Was macht Arbeit gut?
- Lebenssicht klingt im ersten Augenblick vielleicht etwas hochtrabend. Ist es aber nicht. Jeder, der lebt, hat eine! Nur hat nicht jeder sie bisher bewusst wahrgenommen: Was gibt dem Leben Bedeutung? Was macht Dein Leben lebenswert und bedeutsam? In welcher Beziehung steht Dein Leben in Beziehung zu anderen in Deiner Familie, in Deinem sozialem Umfeld, zur Welt? Welchen Einfluss haben Geld, Ruhm oder persönliche Leistungen auf ein zufriedenes Leben? Wie wichtig sind Erfahrung, Wachstum und Erfüllung in Deinem Leben?
Sobald Du diese beiden Perspektiven aufgeschrieben, kannst Du Deinen Kompass benutzen. Natürlich ändert sich aber mit der Zeit, weswegen ich empfehle, die Übung ein Mal im Jahr zu wiederholen. Du musst nicht alle Antworten für den Rest des Lebens kennen.
Hier geht es darum, Dir den Kompass zu bauen, der Dir sagt, welches Leben zum jetzigen Zeitpunkt das richtige für Dich ist.
Die Erkenntnisse aus dieser Übung verhelfen Dir zu mehr Kohärenz. Ein kohärentes Leben (ich nenne es ohlàlà-Life 😉) wird so gelebt, dass sich 3 Dinge ohne Schwierigkeiten auf einen Nenner bringen lassen:
- Wer Du bist
- Was Du glaubst
- Was Du tust
Wenn zum Beispiel zu Deiner Lebenssicht gehört, dass Du Deinen Kindern eine Welt in einem besseren Zustand hinterlassen willst und gleichzeitig für ein Super-Gehalt bei einem Konzern arbeitest, der den Planeten extrem verschmutzt, dann ist das nicht kohärent. Es besteht ein gap zwischen dem, was Du glaubst, und dem, was Du tust. Und das führt häufig zu Unzufriedenheit und Enttäuschung.
Wenn Du aber klar weisst, wer Du bist, was Du glaubst und was Du tust, und hier eine Verbindung herstellen kannst, dann weisst Du auch, wann Du auf Kurs bist und wo Spannungen bestehen. Du weisst, wann es Zeit für Kompromisse ist und wann es einer grösseren Kursänderung bedarf.
Also, los geht’s:
Schreibe eine kurze Reflexion über Deine Arbeitssicht, nimm Dir ca. 30 Minuten und schreibe ungefähr eine DinA4-Seite voll.
Schreibe eine Liste dessen, was Du von Arbeit erwartest und was Arbeit ist und was sie für Dich bedeutet.
Es ist Deine Definition dessen, was gute Arbeit ausmacht.
Hier ein paar Fragen zur Hilfestellung:
- Warum Arbeit?
- Wozu ist Arbeit gut?
- Was bedeutet Arbeit?
- In welchem Verhältnis steht sie zum Einzelnen, zu anderen, zur Gesellschaft?
- Wodurch definiert sich gute und lohnende Arbeit?
- Welche Rolle spielt Geld dabei?
- Welche Rolle spielen Erfahrung, Wachstum und Erfüllung?
ACHTUNG: Es geht hier NICHT darum, die Stellenbeschreibung Deines vermeintlichen Traumjobs zu definieren! Es geht nicht darum, welche Arbeit Du tun willst sondern Du arbeitest. Und: Die meisten von uns wünschen sich eine sinnvolle und befriedigende Arbeit. Deshalb reicht das nicht aus, bitte gehe mithilfe der obigen Fragen mehr in die Tiefe!
Und nun kommt die Lebenssicht. Gleiches Spiel: eine halbe Stunde, ein Blatt Papier! Die Essenz der Übung ist es, die Werte und Perspektiven herauszufiltern, welche Dein Verständnis des Lebens definieren. Es geht darum, was Dir persönlich am wichtigsten ist.
Hier ein paar Fragen zur Inspiration:
- Warum sind wir hier?
- Was ist die Bedeutung oder der Zweck des Lebens?
- Welche Beziehung besteht zwischen dem Einzelnen und den anderen?
- Welche Rolle spielen Familie, Land und der Rest der Welt?
- Glaubst Du an eine höhere Macht und wenn ja, welche Rolle hat diese?
- Welche Rolle spielen Freude, Leid, Gerechtigkeit, Unrecht, Liebe, Frieden und Konflikte im Leben?
Mir ist klar, dass das recht philosophisch anmutet. Und einen Spleen spirituell. Aber alles, was ich erreichen will, ist Deine Gedanken zu aktivieren.
Sei neugierig, erfinde Deine eigenen Fragen, und schau, was Du herausfindest.
Nun lies‘ Dir Deine Lebens- und Arbeitssicht durch und beantworte folgende Fragen:
- Wo ergänzen sich Deine Lebens- und Arbeitssicht?
- Wo stehen sie im Widerspruch?
- Treibt eine die andere an und wenn ja, wie?
Das hier dürfte der Punkt sein, an dem Du die grössten AHA-Effekte hast. Vielleicht überarbeitest Du auch die eine oder beide Sichtweisen nochmal. Wenn Lebens- und Arbeitssicht harmonisieren, gewinnst Du an Klarheit und verstärkst Deine Fähigkeit, ein kohärentes und sinnerfülltes Leben zu leben.
Dein Kompass gibt Dir jetzt den Norden vor. Du kannst einschätzen, ob Du auf dem richtigen Kurs bist oder vom Kurs abgekommen bist. Alle Seeleute wissen, dass man einen Kurs nicht in gerader Linie steuern kann, man muss kreuwen und manövrieren, so wie der Wind und die Umstände es verlangen. Wenn Dein Ziel im Norden liegt, kann es sein, dass Du dennoch erstmal in die andere Richtung segeln musst, um dann beizudrehen. Manchmal segelt man nahe der Küste und vermeidet die raue See. Manchmal gerät man in einen Sturm und verirrt sich komplett.
Jedes Mal, wenn Du das Gefühl hast, dass in Deinem Leben etwas nicht mehr stimmig ist oder wenn Du an einem Wendepunkt stehst, ist es gut, den Kurs nochmal neu zu justieren. Den Kompass dazu hast Du nun in der Hand.