Warst Du auch schon mal bei so einem gruseligen Assessment Center?
Ich habe da mal eine recht spezielle Erfahrung gemacht.
Es war kurz nach unserem Umzug von Frankreich nach Deutschland.
Noch erschöpft vom Culture Reverse Shock, der Logistik und den Integrationsbemühungen für die gesamte family hatte ich mir vorgestellt, dass ein Angestelltenjob jetzt eine gute Option wäre.
In Frankreich hatte ich die Firma aufgrund des Ortswechsels geschlossen und fühlte mich energetisch nicht in der Lage, direkt mit einer erneuten Gründung durchzustarten.
Also bewarb ich im Bereich Design Thinking und wurde auch gleich eingeladen – yippieh:
grosse, traditionsreiche Firma in einem eher konservativen Dienstleistungsbereich.
Nicht gerade the 𝘮𝘰𝘴𝘵 𝘧𝘢𝘯𝘤𝘪𝘦𝘴𝘵 aber why not? Ich mag challenges und die Mission klang gut.
Aber schon in den ersten 5 Minuten beschlich mich ein befremdliches Gefühl.
Rund 10 Kandidatinnen unterschiedlichen Alters, jeglicher Haarfarbe und styles waren geladen.
Ich überlasse die Einschätzung Dir, ob es keine männlichen Design Thinking Experten gibt oder ob das Unternehmen dringenden Bedarf an Erhöhung der Frauenquote hatte.
Und dann war das Set-Up war so:
Wir Kandidatinnen wurden zusammen in einen anderen Raum gebeten, dort sass die „Jury“ in einer Reihe vor uns – nur Männer eines gewissen Alters und auf den ersten Blick nicht als
fancy innovators erkennbar
. Just sayin‘. Es begann eine Reihe von Aufgaben, Fragen, einzeln, im Team, zu zweit. Zwischendurch wurden wir jedes Mal wieder zurück in den Wartesaal geleitet, damit die Jury sich absprechen kann.
Ich merkte, wie mir allmählich die Hutschnur ging.
Dass das Unternehmen in 3 Stunden die Expertise von 10 Fachleuten für eigene Projekte für lau abgegriffen hat – geschenkt!
Als ich aber zum 4. Mal in den Raum der Jury reingeschickt wurde, und eine andere Bewerberin und ich jede auf eine Seite einer Trennwand eine Aufgabe lösen sollten – beäugt von dieser Riege Altherren, da brach es aus meiner heraus: „das ist ja hier wie bei Herzblatt!“
Kennste die auch noch, diese Fernseh-Sendung bevor es Tinder gab?
Fand keiner der Firmenangestellten lustig, auch von den anderen Damen hat sich keine so richtig getraut, zu reagieren.
Das hat mich eigentlich am meisten verstört.
Mir war bewusst, dass damit meine Laufbahn in dieser Firma vorbei war bevor sie angefangen hat.
Aber weisst Du was?
Heute nehme ich nicht mehr jeden Job an.
Ich bin mir heute ziemlich genau bewusst, wer und was zu mir passt. Ich weiss, wofür ich stehe und für was nicht.
Ich will etwas bewegen und nicht nur stumpf Stunden runterreissen und am Ende dafür bezahlt werden. Dafür braucht es aber ein Umfeld, Kollegen, Kunden, die das zulassen.
Da muss man einfach konsequent und ehrlich sein.
Nach diesem Nachmittag konnte ich Dir ziemlich genau voraussagen, wie der Hase im Alltag dort läuft. Alter weisser Mann erklärt jungem Hüpfer, was sie zu machen hat, und wenn dann zwischendurch eine neue Idee von jungem Hüpfer kommt, wird die gerne mitgenommen.
Der Vorteil einer gewissen Reife ist ja, dass man sich selbst ganz gut kennt und reflektiert ist als mit Mitte 20.
Ich kenne heute meine Stärken und Schwächen ziemlich genau, ebenso meine Werte, und die sind ein wunderbares Barometer für meine Entscheidungen.
Nehme ich dieses Projekt an – passt es zu meinen Werten: ja oder nein?
Diese Klarheit hilft auch über eine etwaige Enttäuschung hinweg, Zeit und Energie verplämpert zu haben. No regrets.
Es kam ja eh viel toller und heute begleite ich leidenschaftlich gerne Frauen mit Life Design in ihr Lieblingsleben!
Diese innere Balance, diese Klarheit möchtest Du auch?
Das kriegen wir hin! Melde Dich einfach bei mir bonjour@ninabinvel.com